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Vatikan-Geheimorden im Kampf gegen alles
Übernatürliche und Teuflische schickt Ende des 19. Jahrhunderts
seinen besten Mann, Van Helsing, nach Transsylvanien, um Dracula das Handwerk
zu legen...
Ralf:
Es ist schon etwas länger her, dass
ich bei einem eigentlich ernst gemeinten Film so viel gelacht habe im Kino
- und auch die meisten anderen Zuschauer! Der Grund ist die bisher größte
Big-Budget-Bruchlandung Hollywoods in diesem Jahr, Van Helsing.
Regisseur Sommers hat zuvor die Die
Mumie-Reihe gedreht, die eigentlich alles bot, was auch Van Helsing
auszeichnet. Nur leider nimmt sich Van Helsing zusätzlich noch
ernst! Und daraus resultieren eine Menge haarsträubend alberne Szenen,
die unfreiwillig komisch sind, aber tatsächlich völlig humorlos
gemeint sind.
Also ein vampirischer Trash-Spaß
wie Blade 2?
Leider nicht ganz, denn das hanebüchene Vergnügen wird zudem
durch eine Hintergrundgeschichte getrübt, die dermaßen bescheuert
ist, dass es wehtut. Ich habe gar auf Anhieb einige Story-"Details" nicht
kapiert (oder nicht kapieren wollen!?), weil man solch hirnrissige Einfälle
einfach nicht erwarten kann! Der Film verwurstet nämlich bekannte
Filmmonster wie Frankensteins Geschöpf und den Werwolf mit diversen
Genreklischees und bekannter Mythologie, nur leider tut er dies auch noch
so tölpelhaft, dass sich riesige Logiklöcher auftun, tief wie
die bodenlosen Abgründe, über denen die Protagonisten in schwindelerregender
Höhe desöfteren herumturnen. Von einer nachvollziehbaren Handlungsfolge
ist selten was zu sehen; der Zufall spielt eine viel zu große Rolle.
Bevor ich mich jetzt aber weiter aufrege
- z.B. über die adretten Vampirdamen, die sich samt ihrer luftigen
Kleidung in brustwarzenlose Harpyien verwandeln können und massenhaft
Nachwuchs in schleimigen Kokons gebären, oder über Draculas koboldhafte
Diener, die eine peinliche Mischung aus Star Wars'schem Tusken Raider
und Ewok sind -, komme ich lieber zu den Spezialeffekten.
Die treten zwar in enormen Massen auf,
aber wirken ebenso oft billig und somit schlicht unglaubwürdig. Stephen
Sommers scheint dafür irgendwie eine Vorliebe zu habe (siehe z.B.
Die
Mumie kehrt zurück). Jedoch bewirkt dieser Plastik-Look, der
gerne in gigantomanischen Bildern schwelgt (Draculas Schloss!), wie leider
schon bei der Liga der
aussergewöhnlichen Gentlemen, dass die ansonsten gelungene Atmosphäre
oft zunichte gemacht wird.
Beachtenswert sind noch die Schauspieler:
Richard Roxburgh als Dracula bekam eine Synchro spendiert, die vom Tonfall
völlig abgehoben ist und dadurch den Trash-Faktor des Films unterstreicht.
David Wenham, hier als trotteliger Mönch-Sidekick, bekam eine "typisch
komische" Synchro verpasst, die überhaupt nix mehr mit dem edlen Faramir
aus dem Herrn der Ringe (Teil 2
& 3) gemein hat.
Kate Beckinsale spielt erneut nach dem
umstrittenen Underworld eine toughe Lady in einem Vampirstreifen,
während Hugh Jackman als Titelheld quasi den selben, coolen Charakter
wie Wolverine aus X-Men (2)
spielt, der später gar ähnlich tierische Züge annimmt inkl.
einer eindeutigen Reminiszenz auf den Superhelden...
Um mal zum Fazit zu kommen, man könnte
immerhin über beinahe jede Szene lästern: Ein fast in jeder Hinsicht
misslungener Film, der zwar wegen seiner (blutarmen) Non-Stop-Action und
vor allem der unfreiwilligen Komik sehr unterhaltsam sein kann, jedoch
so die erwähnten Mängel nicht auszugleichen vermag. |
2/5
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