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The Matrix Revolutions
<Last Update: 13.11.2003>
 
The Matrix Revolutions
The Matrix Revolutions
USA 2003
Regie: Andy & Larry Wachowski
Drehbuch: Andy & Larry Wachowski
Darsteller: Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Jada Pinkett-Smith u.a.

Länge: 128 min.
Altersfreigabe: ?


Dämlords Impressions:

Wer kennt das nicht: Man geht in den Supermarkt, kommt an der Palette Ü-Eier vorbei und sagt sich: „Hey, in der Werburg sind doch immer noch diese Happy Hippos im Star Wars-Style, und mir fehlt doch noch immer dieser verflixt schwule R2D2-Hippo!“ Also ran an die Eier! Nach wildem endlosem Rumgeklapper hat man sich im schlechtesten Fall für ein einzigs Ei entschieden: „The One“!

Dieses eine Ei soll und wird meine „Happy Hippos im Star Wars-Style“-Sammlung vervollständigen – Buaharhar!

Zuhause angekommen kann man es kaum erwarten „The One“ zu entblättern. Mit zittrigen Händen wird nach und nach die Folie abgezogen. Doch die Schokolade interessiert nicht, nein, ich will des Pudels Kern, das Gelbe vom Ei!!! Also wech mit der Schokolade!

Der Augenblick der Wahrheit! Doch noch bevor ich mich der Quintessenz dieses gelben Plastikeies stelle, der obligatorische rituelle Vorabcheck: 

Erstens, das Wiegen: es muss schwer sein – jo, isses immer noch!
Zweitens, das Ansehen: das Ei muss fast vollständig ausgefüllt sein – sieht gut aus!
Drittens, das Vorausahnen: die durchschimmernde Anleitung lässt einiges erahnen – jooaaa...!

Jetzt ist es soweit! Wird sich die Bestimmung meiner „Happy Hippos im Star Wars-Style“-Sammlung erfüllen, wird der Anfang ein Ende haben...? 

KLACK!

Stille.

Willkommen bei Matrix Revolutions!!!

Man könnte jetzt meinen, ich hätte 'ne Happy-Hippo-Phobie und brauche 'ne Plattform, um das zu verarbeiten. Nee, keine Sorge: ich komm nur gerade aus Matrix Revolutions...

Was haben wir nicht alle spekuliert:
»Weisste was, der Neo, nä, dat is 'ne Maschine – ich sach's dir, voll komplex so die ganze Sache, glaubst nich' wa', aber im ersten Teil gibt’s da so 'nen Anhaltspunkt und im zweiten, da ist der Neo ja auch voll im Termi-Style unterwegs...«

Oder noch besser: 
»Da gibt’s mindestens drei Matrixen, eine normale Matrix als „Du und Deine Welt“-Illusion, dann die Latex- und Fetisch-Matrix, wo die alle mit Sonnenbrillen herumlaufen, um nicht erkannt zu werden (Dumm gelaufen, Trinity, ich hab Dich erkannt, Du Luder!) und zu guter letzt die Matrix überhalb der Matrixen, die sogenannte „God Mode“-Matrix!«

Ach ja, hätt ich ja fast vergessen: 
Da gibt’s noch so 'ne voll dumpfe Matrix-Spinnerei, 'ne voll öde und langweilige Theorie: „Wenn Du die Matrix verstehen willst, dann guck Dir den ersten und drei Viertel des zweiten Teils an – da ist alles gesagt!“ 
Und wisst Ihr, von wem ich diese innovative Spinnerei habe? Die haben mir zwei Brüder ins Ohr geflüstert, jawohl!

Ich sehe gerade die ganzen Luftschlösser der Matrix-Fanatics zusammenbrechen, die Matrix schon als Weltkulturerbe feierten. Den armen Kreaturen sei gesagt: „Wenn Du leben willst, komm' mit mir oder... gehe nicht in den dritten Teil! Und wenn doch – hau' Dir danach eimerweise rote Pillen rein, so 'ne extra starke Dosis, du wirst es brauchen!“

Das man sich den dritten Teil rein storytechnisch hätte schenken können, ist nach Lesen der vorigen Zeilen wohl kein Geheimnis mehr. Kurz und schmerzlos ereilt Matrix dahingehend ein Schicksal, wie es so vielen Blockbustern zuvor zuteil wurde: der Über-Über-Über-Hype, verbunden mit den Fan Ficts ergibt daraus eine gefährliche Mischung aus Erwartung und Gebotenem. 

Jedoch muss man hier etwas differenzieren: 
Erwartet hatte ich u.a. ein Endzeitszenario, wo es um den Arsch von Zion geht. Zweifellos ging es auf der Leinwand bombastisch zu Sache – fette Mech-Action (und wenn mir noch mal einer sagt, dass er dass schon in Robocop besser gesehen hat, dem ergeht's wie dem ED-209 in Robocop 2!), absolut gelungene Effekte und einen Showdown, der seinesgleichen sucht.

Sicherlich waren diese Akte Jane-Einlagen, während des Kampfes um Zion bescheuert – wen interessieren schon zwei Tussis, die voll emanzipiert ein paar Wächter über'n Haufen ballern!? Und sicherlich waren einige Dialoge auch total für die Tonne: „Neo, ich bin so fertig mit der Welt, ich hab doch heute tatsächlich 10 Minuten gebraucht um mir die Stiefel zu schnüren.“ – „Sei nicht traurig, Trinity, wenn wir das überstanden haben, bekommst Du von mir Stiefel mit Klettverschlüssen!“ Auch war die Szenerie um den Merowinger mehr als überflüssig, aber Leute, das ist immer noch ein SF-Äktschnfilm und nicht „The Platons Matrixgleichnis“ oder „Revolutions: Ich denke, also bin ich“.

Auch die berüchtigte erste Stunde des Films empfand ich keinesfalls als langweilig oder ermüdend. Der Film knüpft nahtlos an das Ende von Reloaded an und setzt dieses gute 50 Minuten lang fort. Ermüdend wäre für mich ein zwei Stunden langes Rumgeballere à la Black Hawk Down gewesen, da hätte ich keinen Bock drauf gehabt. Vom Unterhaltungsgrad und Schauwert her ist Revolutions also durchaus ansehnlich.

„He, Andy!“
„Was gibt’s, Larry?“ 
„Sag mal, hast Du das weiße Kaninchen gesehen?“

Reloaded hatte uns ja schon einiges mutmaßen lassen: 
Da gab es zum einen diesen ominösen MEROWINGER – ohne Zweifel eine durchaus interessante Figur mit viel charakterlichem Potenzial. Dann war da ja noch dieser alte, weißbärtige KÄPT’N IGLO a.k.a. DER ARCHITEKT, der durchaus viel zu erzählen wusste, aber irgendwie hatten er und das Publikum dann aneinander vorbeigeredet, so dass man hinterher auch nicht viel schlauer war als vorher. Und zu guter letzt gab's da dieses allwissende Orakel – die nette alte Dame mit Vorliebe für rote Bonbons hatte immer 'nen flotten Spruch auf den Lippen, aber irgendwas schien sie dem geneigten Zuschauer zu verheimlichen... 
Für mich lag also in diesen drei Figuren der Schlüssel zur Wahrheit, die Antwort auf die filmübergreifende Frage: 

„Was ist die Matrix?“

Diese Frage lässt sich nun nach Sehen des dritten Teils zufriedenstellend beantworten: 
Die Matrix wie wir sie erleben durften ist nichts weiter als eine Scheinwelt. Eine Illusion für Tagträume und ein Höhlengleichnis für die Sinne. Die Wachowskis ließen uns nicht über den Tellerrand hinausblicken. Warum? Ich vermute, entweder aus Kalkül in Hinblick auf einen vierten Teil (wer mal in Joel Silver's Augen geblickt hat, wird die Dollarzeichen bemerkt haben) oder weil eine Auflösung im konventionellen Sinne dazu neigt, Neugier zu befriedigen. 
Die Matrix jedoch erhebt für sich den Anspruch universell zu sein – man kann nicht einfach sagen, so isses und nicht anders, da wäre doch das ganze mystische Drumherum weg, dann würden gewiefte Zuschauer nach dem Kinobesuch nicht in irgendwelche Foren gehen und nächtelang über den Film diskutieren, nee, die würden dann sagen: „Ach so, hm, na dann... ich geh pennen.“
Von dem Standpunkt her taten die Wachowskis gut daran, keine wirkliche Auflösung zu präsentieren. Unverzeilich ist jedoch die Tatsache, dass Schlüsselfiguren wie dem Merowinger, dem Orakel und Käpt’n Iglo nur der Status eines Stichwortgebers eingeräumt wurden – so richtig viel neues kam da nicht mehr, außer vielleicht die bahnbrechende Erkenntnis, dass „alles was einen Anfang hat, auch ein Ende hat“!

Richtig gelungen fand ich dagegen die Auflösung der Nemesisbeziehung zwischen Mister „Neo“ Anderson und Agent „Ich beerbe Jack Nicholsen im diabolischen Grinsen“ Smith!
Zwei Gleichungen, Plus gegen Minus, 1 gegen 0, Licht gegen Dunkel, Gut gegen Böse – selten wurde die Quintessenz einer gegenwärtigen Beziehung so genial in Szene gesetzt! Selbst Neos vermeintlicher „Heldentod“ gewinnt dadurch an Sinn und Bedeutung. Einfach klasse gemacht!

Obwohl es mittlerweile „in“ ist Reloaded und Revolutions scheiße zu finden, werde ich aufgrund oben genannter Punkte mal ganz locker gegen jedwede Konventionen verstoßen und dem Film ein knappes „gut“ zukommen lassen. 

„HABT IHR DAS GEHÖRT?! 
ER IST DIE ANOMALIE! 
FESSELT UND KNEBELT IHN!“

4/5

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