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Die "Braut" setzt ihren blutigen
Rachelfeldzug fort, um all diejenigen zu töten, die sie umbringen
wollten und ihre Tochter genommen haben, und trifft schließlich auf
"Bill"...
Ralf:
Endlich! Nach sechs Monaten kommt die
zweite Hälfte von Kill
Bill Vol. 1 in die Kinos, ca. zwei Monate später als ursprünglich
angekündigt.
Der erste Teil war Tarantino-untypisch
ein reiner, wenn auch grandioser Metzelmarathon, die von vielen schmerzlich
vermissten Dialoge und Charakterzeichnungen folgen jetzt. Und in der Tat
ist Vol. 2 ein völlig anderes Filmerlebnis, da Tarantino sich
hauptsächlich auf das Genre des Italo-Western konzentriert, jedoch
immer wieder durchsetzt durch Elemente des 70er-Jahre-Eastern und Revenge-Flicks.
Daraus ergeben sich als Handlungsorte überwiegend Wüsteneien
und Einöden, ausgewaschene Farben und eine entsprechende Musik. Diese
ist weniger abgedreht-innovativ als im Vorläufer, aber immer noch
außergewöhnlich.
Gleichzeitig wurde auch das Tempo des
Films radikal verringert: Sehr viele Szenen sind zurückhaltend und
ruhig gefilmt, die Kamera tritt nicht in den Vordergrund - alles lastet
auf dem Können der Schauspieler und den teils wirklich ausführlichen
Dialogen. Jene sind auch meistens weniger offensichtlich skurril oder komisch
als im Masterpiece Pulp Fiction, sondern transportieren eine emotionale
Ernsthaftigkeit, die nur durch den Gesamteindruck, die Einbettung in die
Geschichte und das Umfeld den "Tarantino-Effekt" erzielen (Ausnahmen bestätigen
die Regel). Man muss jedoch festhalten, dass einige Dialogszenen sehr losgelöst
erscheinen, die man - würden sie fehlen - nicht für die Story-Entwicklung
vermissen würde.
Unterbrochen wird der beschriebene Filmverlauf,
quasi das leise Jackie Brown-Feeling ins Maximum gesteigert, durch
schnelle, harte Action, die keineswegs an den verrückten Splatter
von Vol. 1 anschließen. Vielmehr kommen sie in Stil und Wirkung
der ersten Vol. 1-Szenen daher, also psychisch wesentlich härter
als z.B. die übersteigert gezeigte Abtrennung von ein paar Armen.
Besonders Hauptdarstellerin Uma Thurman
mimt hier eine suffering woman, die wirklich eine Menge einstecken muss
und dementsprechend stark mitgenommen aussieht - aber eben keine "sauberen"
Kunstblutspritzer, sondern Dreck, Speichel und Rotz...
Ob sie jetzt dafür eine "Oscar" verdient,
wie der Regisseur fordert, sei dahingstellt, brilliant ist ihr Schauspiel
allemal, ebenso wie das ihrer Kollegen und Kolleginnen (David "Kung
Fu" Carradine!).
Als Parallele zum ersten Teil gibt es
wieder ein zum Polarisieren geeignetes Intermezzo, diesmal keine Animesequenz,
sondern eine typischen Meister-Schüler-Szene aus den trashigen 08/15-Eastern,
die (für den Kenner) auch wirklich den humorige Höhepunkt des
Films darstellt.
Es ist jedoch nun falsch anzunehmen, dass
Vol.
2 tatsächlich "nur" der zweite Teil eines halbierten Films ist,
denn wie oben geschildert ist die Handlung, Dramaturgie und das Flair völlig
anders; Tarantino hat sicherlich noch sehr viel Zeit am Schnittpult verbracht.
Somit überrascht Mr. T erneut, denn
Hardcore-Fans des ersten Teils werden sich ob der vielen langen Dialoge
ohne plakative Pointen und der vergleichsweise wenigen, eher realistischen
Kampfszenen langweilen, während aber ebenso nicht eine Homogenität
wie in Pulp Fiction angestrebt wird, der Film aber insgesamt wieder
mehr ein "typischer Tarantino", aber mit ungewohnter Ernsthaftigkeit, ist.
Alles in allem ein audiovisuell wie auch
überwiegend inhaltlich herausragender, überraschend emotionaler
Film, ein Fest für Moviefans und eine weiteres Meisterwerk des Quentin
Tarantino! (Hat er jetzt vier oder fünf Spielfilme gedreht? :-) |
5/5
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