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Kill Bill Vol. 2
<Last Update: 23.09.2004>
 
Kill Bill Vol. 2
USA 2003/04
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Darsteller: Uma Thurman, David Carradine, Michael Madsen, Daryl Hannah, Gordon Liu u.a.

Länge: 130 min.
Altersfreigabe: ?


Die "Braut" setzt ihren blutigen Rachelfeldzug fort, um all diejenigen zu töten, die sie umbringen wollten und ihre Tochter genommen haben, und trifft schließlich auf "Bill"...

Ralf:
Endlich! Nach sechs Monaten kommt die zweite Hälfte von Kill Bill Vol. 1 in die Kinos, ca. zwei Monate später als ursprünglich angekündigt. 
Der erste Teil war Tarantino-untypisch ein reiner, wenn auch grandioser Metzelmarathon, die von vielen schmerzlich vermissten Dialoge und Charakterzeichnungen folgen jetzt. Und in der Tat ist Vol. 2 ein völlig anderes Filmerlebnis, da Tarantino sich hauptsächlich auf das Genre des Italo-Western konzentriert, jedoch immer wieder durchsetzt durch Elemente des 70er-Jahre-Eastern und Revenge-Flicks. Daraus ergeben sich als Handlungsorte überwiegend Wüsteneien und Einöden, ausgewaschene Farben und eine entsprechende Musik. Diese ist weniger abgedreht-innovativ als im Vorläufer, aber immer noch außergewöhnlich. 
Gleichzeitig wurde auch das Tempo des Films radikal verringert: Sehr viele Szenen sind zurückhaltend und ruhig gefilmt, die Kamera tritt nicht in den Vordergrund - alles lastet auf dem Können der Schauspieler und den teils wirklich ausführlichen Dialogen. Jene sind auch meistens weniger offensichtlich skurril oder komisch als im Masterpiece Pulp Fiction, sondern transportieren eine emotionale Ernsthaftigkeit, die nur durch den Gesamteindruck, die Einbettung in die Geschichte und das Umfeld den "Tarantino-Effekt" erzielen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Man muss jedoch festhalten, dass einige Dialogszenen sehr losgelöst erscheinen, die man - würden sie fehlen - nicht für die Story-Entwicklung vermissen würde. 
Unterbrochen wird der beschriebene Filmverlauf, quasi das leise Jackie Brown-Feeling ins Maximum gesteigert, durch schnelle, harte Action, die keineswegs an den verrückten Splatter von Vol. 1 anschließen. Vielmehr kommen sie in Stil und Wirkung der ersten Vol. 1-Szenen daher, also psychisch wesentlich härter als z.B. die übersteigert gezeigte Abtrennung von ein paar Armen. 
Besonders Hauptdarstellerin Uma Thurman mimt hier eine suffering woman, die wirklich eine Menge einstecken muss und dementsprechend stark mitgenommen aussieht - aber eben keine "sauberen" Kunstblutspritzer, sondern Dreck, Speichel und Rotz... 
Ob sie jetzt dafür eine "Oscar" verdient, wie der Regisseur fordert, sei dahingstellt, brilliant ist ihr Schauspiel allemal, ebenso wie das ihrer Kollegen und Kolleginnen (David "Kung Fu" Carradine!).
Als Parallele zum ersten Teil gibt es wieder ein zum Polarisieren geeignetes Intermezzo, diesmal keine Animesequenz, sondern eine typischen Meister-Schüler-Szene aus den trashigen 08/15-Eastern, die (für den Kenner) auch wirklich den humorige Höhepunkt des Films darstellt. 
Es ist jedoch nun falsch anzunehmen, dass Vol. 2 tatsächlich "nur" der zweite Teil eines halbierten Films ist, denn wie oben geschildert ist die Handlung, Dramaturgie und das Flair völlig anders; Tarantino hat sicherlich noch sehr viel Zeit am Schnittpult verbracht.
Somit überrascht Mr. T erneut, denn Hardcore-Fans des ersten Teils werden sich ob der vielen langen Dialoge ohne plakative Pointen und der vergleichsweise wenigen, eher realistischen Kampfszenen langweilen, während aber ebenso nicht eine Homogenität wie in Pulp Fiction angestrebt wird, der Film aber insgesamt wieder mehr ein "typischer Tarantino", aber mit ungewohnter Ernsthaftigkeit, ist.
Alles in allem ein audiovisuell wie auch überwiegend inhaltlich herausragender, überraschend emotionaler Film, ein Fest für Moviefans und eine weiteres Meisterwerk des Quentin Tarantino! (Hat er jetzt vier oder fünf Spielfilme gedreht? :-)

5/5

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