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Kill Bill Vol. 1
<Last Update: 24.04.2004>
 
Kill Bill Vol. 1
USA 2003
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Darsteller: Uma Thurman, Lucy Liu, Vivicia A. Fox, Sonny Chiba, James Carradine, Daryl Hannah, u.a.

Länge: 111 min.
Altersfreigabe: ab 18


Killerin erwacht nach vier Jahren aus dem Koma und rächt sich an denen, die sie dorthin brachten...

Ralf:
Quentin Tarantino gehört zu den Ausnahmeerscheinungen Hollywoods: Er hat bis jetzt vier Spielfilme gemacht, gehört aber spätestens schon seit Pulp Fiction zu den absoluten Ausnahme- und Kultregisseuren. Dabei ist auffällig, dass Tarantino niemals irgendwelche "klassischen" Filmausbildungen absolviert hat, sondern seine schier unerschöpflichen Ideen aus unzähligen konsumierten Movies aus u.a. seiner Videothekarzeit schöpft. Und zum Glück konnte er bisher immer seine Ideen ohne größere Kompromisse verwirklichen.
Jetzt ist er nach sechs Jahren Abstinenz zurück. Sein letzter Film Jackie Brown hat viele tumbe Pulp Fiction-Fans enttäuscht, war aber für sich wieder ein neues, unabhängiges Meisterwerk, das vor allem Tarantino's Vorliebe für die "Blaxploitation"-Filme der 70er herausstellte. Jetzt ist sein nächster großer Genre-Favorit dran: die Eastern und Heroic-Bloodshed-Actioner aus dem fernen Osten. Aus den Motiven und Stilmitteln dieser bei uns zumeist unter Wert gehandelten Filme hat Tarantino jetzt eine unglaubliche Tour de force gemacht, die man so niemals aus Big-Budget-Hollywood erwartet hätte: Blut, Blut, Blut! Tarantino hat seine unverwechelbaren genialen Dialogszenen größtenteils über Bord gekippt, eine komplexe Geschichte gleich hinterher, und sich auf das Wesentliche konzentriert - "Eine Frau sieht rot"!
Zu Beginn des Films wird noch kurz mit Tarantino's "Blaxploitation"-Phase abgeschlossen und mit seinem Personenkult gewitzelt, dann geht's auch bald nach Japan. Diese frühe Prä-Nippon-Phase des Films ist noch die realitätsnähste, die auch die (psychisch) härtesten Szenen bietet, die teils nicht unumstritten sind. Den Übergang bildet dann eine ausführliche und faszinierende Anime-Sequenz, die in sehr ausdrucksstarken Bildern Dinge zeigt oder auch nur andeutet, die im westlichen Kino in realen Bildern nicht zu zeigen wären. Verschiedene Zeitebenen gibt es auch in Kill Bill, da erwähnte Animation z.B. die Vergangenheit einer Protagonistin schildert. Zurück in der Gegenwart und "realen Welt" hat der Film die Realität dann hinter sich gelassen und schraubt sich hoch zu einer gnadenlos übersteigerten und comichaften Metzelorgie, in der Körperteile abgetrennt werden und literweise Blut spritzt. Dazu kommen einige wenige "Wire Fu"-Einlagen und surreale Handlungsorte. Nominell ist der Film in diesem Hauptpart mit das härteste, was je in den Multiplex-Kinos lief, aber reell kann man diese Gewalt ob ihrer Übersteigerung auch nicht ernst nehmen - ES IST ALLES BRÜLLEND KOMISCH!!!
Solch einen Film wollten zumindest männliche Action-Fans schon immer sehen; keine hinderliche Story, keine bekloppten Witzeleien oder "Buddy"-Humor à la Bad Boys, nur Non-Stop-Action, unterbrochen durch ruhige, meditative Szenen, die zum einen dem Zuschauer Erholung verschaffen, zum anderen das ganze Blutvergießen (Gewalt kann man es eigentlich nicht mehr nennen) ironisch-philosophisch durchbrechen.
Selbstverständlich ist Kill Bill technisch perfekt, genial gefilmt, bietet eine unfassbare Filmmusik, verfügt über grandiose Darsteller (hauptsächlich in Form von Uma Thurman, auf die Tarantino angeblich all die Jahre mit seinem Film gewartet hat) und unzählige skurrile Einfälle. Interessant auch, dass der Großteil des Films ohne Sprache auskommt bzw. dann hauptsächlich Japanisch mit Untertiteln bietet; die englischsprachige Version lohnt sich trotzdem, da es einige amüsante Szenen mit gebrochen Englisch sprechenden Japanern gibt.
Ursprünglich war Kill Bill als über dreistündiges Epos geplant, doch so weit wollten die herrischen Studiobosse dann doch nicht gehen und Tarantino teilte den Film in zwei Teile, Vol. 1 und Vol. 2
Der Schnitt ist dramaturgisch jedoch sehr gelungen und bietet einen interessanten Cliffhanger. Natürlich kann man so die Geschichte, einige Charaktere und eigentlich den "ganzen" Film nicht wirklich beurteilen, ärgerlicher sind da jedoch die Entschärfungen, die nur den Japanern erspart bleiben: die große Schlüsselkampfszene bekommen wir nur in Schwarzweiß zu sehen, außerdem sind einige Kürzungen in drastischeren Szenen deutlich erkennbar. 
Alles in allem ein absolutes Muss für jeden Filmfan, das man mit einem ordentlichem Filmwissen noch mehr würdigen wird (auch so wird man sicher nur eine Bruchteil der Verweise und Hommagen verstehen). Vielleicht noch essentieller als Die Rückkehr des Königs dieses Jahr...

5/5

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