Story
Captain Olimar wird auf dem Nachhauseflug
von einem Meteroriten getroffen und stürzt mit seinem Raumschiff "Dolphin"
;-) auf einem unbekannten Planeten ab. Sein Schiff hat 30 Teile verloren,
von denen fast alle unentbehrlich für die Heimreise sind. Zu allem
Überfluss muss Olimar erkennen, dass die Pflanzen- und Tierwelt riesig
groß ist - doch er ist nicht allein! Durch Zufall entdeckt er ähnlich
kleine Lebensformen, merkwürdige Pflanzenwesen, die Olimar "Pikmin"
nennt. Diese Pikmin schließen sich Olimar an und gehorchen ihm aufs
Wort. Sogleich beginnt Olimar, seine untergebene Pikmin-Gefolgschaft zu
vergrößern und mit ihrer Hilfe die fehlenden Bauteile zu bergen
und sein Schiff wieder flugtauglich zu machen...
Spielelemente
Pikmin ist Miyamoto's erster Geniestreich
für Nintendo's GameCube und überrascht den Spieler mit völlig
neuen Ideen und Mechanismen. Es ist ein im Grunde ein reinrassiges Echtzeitstrategiespiel
mit Aufbau und Kampf, aber zum Glück keine mehr oder weniger geglückte
PC-Umsetzung wie seinerzeit StarCraft 64 fürs N64 oder Command
& Conquer für die PSone.
RAUMSCHIFFTEILE: Spielziel ist
es, möglichst viele Teile von Olimar's Raumschiff zu finden und zu
bergen. Mit immer mehr geborgenen Teilen können weitere Landeregionen
mit neuen Schiffssegmenten erreicht werden. Die Raumschiffteile liegen
zwar in der Landschaft herum, sind jedoch meistens nicht einfach so einzusammeln,
sondern müssen an zahlreichen Hindernissen vorbeigeschafft oder gefährlichen
Tieren entrissen werden.
Da Olimar allein viel zu schwach ist und
nur einen lächerlichen Faustschlag beherrscht, braucht er dazu die...
PIKMIN: Eine sehr seltsame Lebensform,
die alleine auch schwach, aber in Gruppen um so stärker ist. Die Pikmin
kommen in drei Arten vor: Die roten sind feuerresistent und besonders kampfstark,
die gelben Pikmin können herumliegende Steinbomben benutzen und sind
am leichtesten, und die blauen können als einzige neben Olimar schwimmen.
Olimar kann die Pikmin in der ganzen Gruppe direkt um sich herum bewegen
und so schnell in Massen auf ein Ziel ansetzen, aber auch einzeln z.B.
auf Anhöhen hochwerfen. Wenn er Pikmin aus seiner Obhut entlässt,
bleiben diese untätig an Ort und Stelle stehen und können später
wieder per zielgerichtetem Pfeifensignal in die Gefolgschaft aufgenommen
werden.
NACHWUCHS: Pikmin beginnen ihr
Leben in der Erde und Olimar muss sie "ernten", indem er sie an ihrem sichtbaren
Schopf herauszieht. Von da an gehorchen sie ihm widerspruchslos. Olimar
muss jedoch selbst für den Pikmin-Nachwuchs sorgen, was Nintendo-typisch
natürlich völlig jugendfrei geschieht: Es gibt für jede
Pikmin-Art eine sogenannte "Zwiebel", die die Pikmin "herstellt", wenn
sie mit verwertbarem Material gefüttert wird. Praktisch bedeutet dies,
dass Pikmin erlegte Feinde oder herumliegende besondere "Pillen" zu jeweils
der Zwiebel, der die Mehrheit der Träger angehören, schleppen,
die dann nach kurzer Zeit eine bestimmte Anzahl Pikmin ausstösst,
je nachdem wie ergiebig das Ausgangsmaterial war (was von der jeweiligen
Größe bzw. aufgedruckten Zahl abhängt).
Ein besonderer Knackpunkt und typisches
RTS-Merkmal ist das Einheitenlimit: Maximal 100 Pikmin dürfen sich
gleichzeitig in den jeweiligen Regionen befinden; werden überschüssige
Pikmin gezüchtet, verbleiben diese in den Zwiebeln. Somit muss man
immer abwägen, welche und wie viele Pikmin man braucht oder wieder
zurück in die Zwiebeln schickt. Und auch Einheiten-Upgrades gibt es:
Durch das Trinken von Nektar entwickeln sich die Pikmin zu schnelleren
und stärkeren Knospen- und danach zu Blütenträgern. Das
geschieht auch, wenn sie lange genug ungepflückt im sicheren Erdboden
verbleiben (und dabei schon zum Einheitenlimit zählen). Durch "Verwundungen"
können sie aber auch wieder jeweils eine Stufe zurückfallen.
ZEIT: Die Atmosphäre des Planeten
ist für Olimar leider giftig, und in genau 30 Tagen gehen seine Sauerstoffreserven
zuneige. Faktisch bedeutet dies, dass der Spieler nur diese 30 Tage à
15 Minuten Realzeit hat, um alle nötigen Raumschiffteile zu finden!
Somit steht man immer unter Entscheidungszwang: Teile sammeln, Pikmin züchten,
Gegner bekämpfen...?
Nachts heben die Zwiebeln und Olimar in
seinem noch flugfähigen Raumschiff von der Oberfläche ab, da
gefährliche Raubtiere ihre Essenssuche beginnen. Alle Pikmin, die
beim Abflug nicht in den Zwiebeln oder noch im Boden sind, sterben. Am
nächsten Tag kann man sich seine Landeregion aussuchen.
KAMPF: Einen Großteil des
Spiels bekämpft man mit seiner Pikmin-Armee die feindseligen Lebewesen
des Planeten. Dabei reicht es eigentlich, eine genügend große
Anzahl Pikmins einfach auf den Gegner zu manövrieren, jedoch haben
viele Feinde auch Schwachpunkte, durch deren Ausnutzung der teils enorme
Verlust wertvoller Pikmin eingedämmt oder gar ganz vermieden werden
kann. Die "Endgegner" (sind es meistens wegen der Non-Linearität nicht)
erforden gar besondere Tatktiken.
Ist ein Gegner niedergestreckt, wird nicht
die Leiche gefleddert, sondern komplett als Biomasse zur Pikmin-Produktion
wiederverwertet - wenn denn die toten Verlierer zu den Zwiebeln gebracht
werden.
RÄTSEL: Um die Raumschiffteile
zu bergen, muss man nicht nur tierische Gegner aus dem Weg räumen,
sondern die Teile auch überhaupt erst einmal erreichen! Dazu müssen
Holzbrücken ausgerollt, Steinmauern gesprengt, Hindernisse verschoben,
Holztore niedergerissen oder Olimar-tragende Geysire freigelegt werden
- natürlich alles durch die Pikmin. Durch das Zusammenspiel dieser
einzelnen Elemente mit widrigen Umständen wie Feuer, Wasser und Gegnern
entstehen oft knifflige Situationen, die Planung und gezielte Ausführung
erfordern, zumal man für fast alles auch eine Mindestanzahl an Pikmin
benötigt (darüber hinaus geht's schneller).
Bedienung
Die Padbelegung ist durchdacht und geht
- auch dank des intuitiven Controllers - schnell in Fleisch und Blut über;
man hat seine Pikmin beinahe immer perfekt unter Kontrolle.
Präsentation
GRAFIK: Eine klare Optik mit tollem
Wasser und schönen Sonnenauf-/untergangseffekten. Einige Landschaftstexturen
sind fotorealistisch, während der Boden aus der nahesten Kameraperspektive
etwas verwaschen ist. Selbst bei 100 Pikmin plus großen Gegnern gibt
es kein Ruckeln, dafür sind die Figuren und Raumschiffteile auch nicht
besonders detailreich und vor allem eher simpel texturiert.
MUSIK: Außergewöhnliche
Musikstücke verwöhnen das Ohr, auch wenn einige Kompositionen
bald einen hohen Nervfaktor entwickeln.
SOUND: Die Soundeffekte sind fast
alle passend und erzeugen die Illusion eines lebenden Mikrokosmos.
Spielverlauf
Die ersten Minuten stellen ein typisches
Nintendo-Tutorial dar und machen mich mit der Steuerung und den roten Pikmin
vertraut. Bald darauf züchte ich meine ersten Pikmin, um Gegnern und
Raumschiffteilen Herr zu werden. Schnell kann ich die erste Region verlassen,
jedoch waren noch nicht alle Teile zu erreichen.
Das nächste Areal bietet schon deutlich
mehr Hindernisse, Feinde und Teile - und die gelben Pikmin. Das perfekte
Zusammenspiel von Design und Steuerung macht viel Spaß, ich kann
frei eintscheiden, was ich wie und wann mache. Deshalb fliege ich in die
erste Region zurück, um dort erst einmal alle Teile zu sammeln. Nach
meiner Rückkehr merke ich, dass ich wohl noch nicht alle Kniffe kenne
und verliere unnötig viele Pikmin. Ich beiße die Zähne
zusammen und bald läuft wieder alles. Die dritte Region und damit
die blauen Pikmin sind mein nächstes Ziel - alle Teile sind jetzt
in meiner Reichweite. Ich kann nicht anders als immer weiterzuspielen;
das Zeitlimit macht mir bisher keine Probleme, ich ergattere ungefähr
jeden Tag ein Raumschiffteil.
Nach einigen spaßigen Stunden bin
ich in der vermeindlich letzten Region: Riesig groß, neue starke
Widersacher, auf den ersten Blick deutlich schwierigere Rätsel = Motivationseinbruch.
Als ich mich wieder den Herausforderungen stelle, ist vieles einfacher
als gedacht, und ich kann sogar öfters mehrere Teile pro Tag erringen
(was aber auch an meiner gestiegenen Spielerfahrung liegt). Pikmin-Mangel,
den ich früher eigentlich auch selten hatte, ist mittlerweile längst
passé. Bald darauf habe ich 29 Teile, noch einige Tage über
und Zugang zur allerletzten Region - hier lauert der letze Endgegner...
Schließlich habe ich alle Teile
gefunden und es gibt dafür einen besonderen Abspann, der aber auch
nicht wirklich weltbewegend ist. Meine Statistiken werden gespeichert und
15-20 Stunden innovative Unterhaltung sind vorbei! Auf den "Challenge"-Modus,
in dem ich möglichst viele Pikmin züchten soll, habe ich aber
keine Lust.
Fazit
Ein außergewöhnliches Spiel,
das einmal mehr Miyamotos Genie unter Beweis stellt. Trotzdem trüben
einige Marginalien das Vergnügen: Die Grafik ist nicht außergewöhnlich,
das scheint bei Nintendos eigenen GameCube-Spielen aber wohl Standard zu
werden. Vielmehr stört die geringe Spielzeit, zumal es nur wenige
Rätsel gibt, die wirklich das volle Potential ausschöpfen. Auch
nur der letzte Gegner erfordert eigentlich gezielt-taktischen Pikmin-Einsatz;
bei einem PC-Spiel würde man Add-ons mit neuen Karten erwarten! Dass
die Wegfindung der Pikmin nicht die beste ist, kann dagegen verschmerzt
werden, jedoch nervt deren Selbstständigkeit in der Nähe von
Objekten etwas, wenn man diese eben nicht manipulieren (lassen) möchte.
Insgesamt aber ein Spielspaßknüller, wenn auch zu kurz
- ein zweites Mal durchspielen wird man es trotz Handlungsfreiheit und
einiger besonderer zeitabhängiger Gegner wohl nicht... |