homekinospielecomputerbookscomicsstaffguestbook
Der Herr der Ringe – Sekundärliteratur
<Last Update: 04.01.2003>

Hier stelle ich die besten deutschsprachigen Nachschlagewerke zu Tolkien's Werk für den interessierten Fan vor:
 
Karen Wynn Fonstad:  Historischer Atlas von Mittelerde
Wolfgang Krege:  Handbuch der Weisen von Mittelerde
Friedhelm Schneidewind: Das große Tolkien-Lexikon
Robert Foster:  Das große Mittelerde-Lexikon

Ralfs Fazit


Karen Wynn Fonstad
Historischer Atlas von Mittelerde
Vollständig überarbeitete Ausgabe
Übersetzt von Hans J. Schütz
Vierte Auflage, 1996
© Klett-Cotta, Stuttgart, 1994
202 Seiten (Inhalt), gebunden | 25,50 EUR | ISBN 3-608-93237-2

Eine gigantische imaginierte Welt wie J.R.R. Tolkien’s Mittelerde ist ohne Anschauungsmaterial in Form von Karten kaum zu erfassen. Deshalb liegen dem Herrn der Ringe auch Übersichtskarten bei, die als erster Anhaltspunkt und Gedankenstütze vollends genügen. Wer jedoch nur etwas tiefer in diese mit am berühmteste Sekundärwelt eintauchen und Mittelerde erforschen möchte, braucht einen guten Führer – und Fonstad’s Historischer Atlas ist ein solcher.
Das edle, großformatige Buch stellt das kartographische Standardwerk zu Tolkien’s Werken dar und verdeutlicht, wie detailliert diese Welt erschaffen wurde. 
Alle Zeitalter mit ihren geographischen Umwälzungen werden ausführlich dargestellt, dazu gibt es immer erläuternde Texte, anhand derer man zum einen die Geschichte des Abgebildeten kompakt erfahren, zum anderen die Quellen für die Karten in Form von Buchzitaten nachvollziehen kann.
Neben den großen Übersichtskarten gibt es sehr viele im kleinen oder Kleinstmaßstab, die Gebiete wie das Auenland und vor allem wichtige Bauwerke und Orte darstellen; so gibt es Querschnitte von Minas Tirith und dem „Tänzelnden Pony“ als auch Lagepläne von Hobbingen und Moria. Diese Karten stellen auch den Großteil des Materials dar, das aber noch Schlachtpläne und Truppenbewegungen, Reiserouten und thematische Karten (Klima, Vegetation u.a.) enthält!
Abgerundet wird dieses faszinierende Werk von Anmerkungen aus diversen Publikationen, einer Auswahlbibliothek und einem ausführlichen Namensregister.
Den hervorragenden Gesamteindruck schmälern nur einige Karten, die infolge der von Hand gezeichneten Zweifarbigkeit (Schwarz/Rot) manchmal ein wenig unübersichtlich sind; hier könnte moderne Computerkartographie einiges verbessern, wodurch dann natürlich der „historische“ Stil des Buches verloren ginge. Auch sind einige wenige der „offiziellen“ Karten besser gelungen als Fonstads; dafür ist ihr Werk angenehm fehlerfrei (dank Tolkien-Experte Hans J. Schütz), auch wenn es nicht mehr auf dem allerneuesten Stand ist: Die Bände zehn bis zwölf der History of Middle-Earth sind unberücksichtigt.
Letztendlich kann jedem Fan nur der Kauf geraten werden, eine bessere Alternative gibt es nicht und braucht es nicht geben!



Wolfgang Krege
Handbuch der Weisen von Mittelerde
© Klett-Cotta, Stuttgart, 1996
226 Seiten (Inhalt), gebunden | 25,50 EUR | ISBN 3-608-93215-1

Wolfgang Krege gehört zu Deutschlands renommiertesten Tolkien-Kennern und hat mittlerweile fast alle dessen Werke ins Deutsche übertragen; besonders nach der umstrittenen und im Geiste der Geschichte misslungenen Neuübersetzung des Herrn der Ringe kam Krege ins Gerede.
Sein Handbuch stammt jedoch aus früheren Jahren, obwohl es seit 2001 nach der Neuübersetzung eine aktualisierte Auflage gibt, die jedoch nicht vorlag und auch „nur“ Kreges neue Bezeichnungen und Namen ergänzt.
Hinter dem etwas hochtrabenden Titel verbirgt sich ein handwerklich gelungenes Buch im Großformat, das mit gediegenem Layout (mit Ausnahme des Schutzumschlags!) und großer Fehlerlosigkeit den Leser erfreut. Inhaltlich erklärt das Nachschlagewerk die wichtigsten Begriffe aus Tolkien’s Welt, ohne jedoch Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können; als erklärende Gedankenstütze für Leser des Hobbits oder des Herrn der Ringe leistet es jedoch gute Arbeit.
Herausragend sind die vielen Illustrationen von Tolkien persönlich und die Karten, die aus den Büchern, aber auch aus Fonstad’s Atlas entnommen wurden.
Ebenso wie seine oben erwähnte Neuübersetzung ist jedoch auch sein Lexikon nicht anstandslos aufgenommen worden: Friedhelm Schneidewind stört sich z.B. an der zu kritik- und distanzlosen Übernahme mancher Darstellungen zu Abstammung und Rasse der Charaktere Tolkiens (Das große Tolkien-Lexikon), und auch einige Buchfans können schwerlich über Kreges persönliche Kommentare wie zu Éowyn schmunzeln, die „nicht bereit gewesen wäre, für ihn [Aragorn] Fahnen zu stricken“ (S. 60).
Bei seinem Erscheinen war dieses Buch auf dem deutschen Markt einzigartig, doch mittlerweile gibt es ausführlichere und umfassendere Werke zum Thema, wenn auch das Handbuch dadurch nicht obsolet wird.



Friedhelm Schneidewind
Das große Tolkien-Lexikon
Von „Roverandom“ bis zum „Silmarillion“, vom „Kleinen Hobbit“ bis zum „Herrn der Ringe“ – eine phantastische Reise durch die Welt des John R. R. Tolkien
© Lexikon Imprint Verlag, Berlin, 2001 
830 Seiten (Inhalt), broschiert | 25,- EUR | ISBN 3-89602-298-9

Friedhelm Schneidewind ist kein „offizieller“ Tolkien-Experte, dafür aber begeisterter und langjähriger Fan, wodurch sein Lexikon zum Œuvre des Fantasy-Altmeisters neue Perspektiven eröffnet.
Davor steht jedoch ein Layout in Rohform und ein Titelbild, das dem von Wolfgang Kreges Handbuch große Konkurrenz im Bereich der Kundenabschreckung macht – auffällig sind aber beide; das Lektorat für dieses Buch ist leider, wie bei fast allen Produkten aus dem Lexikon Imprint Verlag, genauso unsichtbar wie Sauron, was man alsbald in Rechtschreib- und Verweisfehlern feststellen darf. Wenn man diese Dinge verwunden hat und im gewaltigen Tolkien-Lexikon zu blättern beginnt, kann man schon wieder die Nase rümpfen: Anstatt stimmiger Originalzeichnungen wie im Handbuch darf man großflächige Illustrationen von Schneidewinds Frau Ulrike, die auch den Umschlag gestaltete, und wohl Kleinkind (!) Helen bestaunen, denen man bestenfalls eine gewisse expressive Ausdruckskraft attestieren könnte.
Sollte das voluminöse Werk jetzt noch nicht aus ästhetischen Gründen in einer Ecke fallengelassen worden sein, lernt man schließlich die inneren Qualitäten kennen: Schneidewind erklärt deutlich mehr Begriffe – wenn auch nicht immer ausführlicher – als Krege (auch dessen Neuübersetzungen) und löst sich vor allem von den Buchvorlagen. Er beschreibt Tolkien’s Leben und Familie, seine Vorlagen und Inspirationen in Form verschiedenster Volkssagen (illustriert mit mehr oder weniger passenden Abbildungen, aber nicht von Ulrike und Helen), er bietet weitergehendes Hintergrundwissen zu relevanten Themen wie Rassismus oder Vampirismus an, er berücksichtigt frühere Formen und Namen von Tolkien’s auch weniger bekannten  Werken und führt endlich auch ausführlich die englischen Originalbezeichnungen auf. Desweiteren blickt er über den Tellerrand der Bücher und beschreibt Übersetzter, Sekundärliteratur, Spiele, Merchandising, Musik, Fanclubs u.v.m. Auch Peter Jackson’s opulente Neuverfilmung wird inklusive der wichtigsten Schauspieler aufgeführt, auch wenn das Buch vor dem Kinostart 2001 des ersten Teils erschien. Für Interessierte der Welt um Tolkien ist dieses Buch damit unentbehrlich!
Zwei kleine, jedoch negative Punkte müssen noch erwähnt werden: Wörter aus  Tolkien’s Sprachen stehen mit Übersetzung nicht gesondert und einmalig versammelt wie im Handbuch, sondern normal in der Schlagwortsortierung, was eine umgekehrte Suche unmöglich macht. Zum Anderen wird jedes Wort, welches einen eigenen Eintrag hat, mit einem zu langen Verweispfeil gekennzeichnet, der besonders längere Texte stark zerstückelt und schwerer lesbar macht.
Insgesamt jedoch aus den weiter oben genannten Punkten sehr empfehlenswert, zumal der Autor auf seiner Homepage Incantatio Aktualisierungen, Ergänzungen und Korrekturen anbietet und das Buch selbst noch mit ausführlichen Anhängen glänzt.



Robert Foster
Das große Mittelerde-Lexikon
Ein alphabetischer Führer zur Fantasy-Welt von J.R.R. Tolkien
Übersetzt, bearbeitet und ergänzt von Helmut W. Pesch
Erste Auflage, Dezember 2002
© Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2002
810 Seiten, Taschenbuch | 10,- EUR | ISBN 3-404-20453-0

Das letzte der hier vorgestellten Bücher ist sowohl das jüngste als auch das älteste: Die deutsche Erstausgabe beruht auf dem legendären Standardwerk The Complete Guide to Middle-Earth aus den Siebzigern, mittlerweile jedoch hoffnungslos veraltet. Somit ist die Bearbeitung durch den Fantasy- und Tolkien-Experten Helmut W. Pesch absolut nötig gewesen, katapultiert das Werk aber auch sogleich wieder an die Spitze der deutschsprachigen Nachschlagewerke. In handlicher Form lässt das übersichtlich gestaltete Buch wohl keine Fragen zu Begriffen, Namen und Orten aus Mittelerde offen. Auch lexikalisch gibt es sich keine Blöße: Querverweise, besonders aber Lebensdaten und Quellenangaben sind fast immer ausführlich vorhanden, was in den beiden anderen Lexika nicht immer der Fall ist; leider fallen auch in diesem Werk ein paar Rechtschreibfehler auf. Längere Einträge werden nicht durch Verweispfeile unterbrochen, die Hinweise auf Wolfgangs Kreges Neuübersetzung sind geschickt eingearbeitet. Das Buch ist jedoch thematisch eng gefasst, weitergehende Informationen wie bei Schneidewinds Tolkien-Lexikon, Karten und Illustrationen von Tolkien wie in Kreges Handbuch oder Angaben zur Übersetzung gibt es nicht. Dafür entschädigen lange Anhänge mit Chronologien und Stammbäumen, die sich hervorragend mit den Appendizes des Tolkien-Lexikon ergänzen. 
Als reines Mittelerde-bezogenes Nachschlagewerk ganz klar die Referenz, noch dazu mit einem atmosphärischen Titelbild versehen und sehr günstig.



Fazit:

Alle vorgestellten Bücher sind ihr Geld wert! Man kann alle besitzen, zumal sich die drei Lexika sogar noch oft hervorragend ergänzen (und wenn es nur um eine subjektive Meinung geht).
Möchte man über Mittelerde umfassend informiert werden, gehören der Atlas und das Mittelerde-Lexikon zur Grundausstattung. Für einen eher groben, nicht so umfassenden Überblick genügt das Handbuch mit seinen integrierten Karten. Geht das Interesse über Mittelerde an sich hinaus, führt kein Weg am Tolkien-Lexikon vorbei.

homekinospielecomputerbookscomicsstaffguestbook