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Troja
Troy
USA 2004
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: David Benioff
Darsteller: Brad Pitt, Eric Bana,
Orlando Bloom, Diana Kruger, Peter O'Toole, Brian Cox, Sean Bean u.a.
Länge: 161 min.
Altersfreigabe: ?
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Prinz verliebt sich in die Frau des Herrschers,
mit dem gerade Frieden geschlossen wurde, und setzt sich mit ihr ins heimische
Troja ab. Der geprellte Ehemann entfesselt einen gigantischen Krieg gegen
die noch nie eingenommene Festungsstadt...
Ralf:
Eigentlich ist eine Inhaltsangabe recht
obsolet, da zumindest die Kerninhalte von Homers "Ilias" wohl jedem bekannt
sein dürften. In Wolfgang Petersens Kinoadaption finden sich dann
neben Detailänderungen nur drei große Unterschiede zur
klassischen Vorlage:
Erstens kommen einige Protagonisten, die
im Film sterben/überleben, in der Sage mit dem Leben davon bzw. um,
zweitens greifen die Götter nicht sichtbar in die Geschehnisse ein
und drittens wird die zehnjährige Belagerung der mächtigen Stadt
auf lächerliche zwei Wochen zusammengeschrumpft, wovon auch nur an
knapp drei Tagen gekämpft wird...
Der Film selbst besticht vor allem durch
Schlacht- und Charakterszenen, die sich schön gleichmäßig
abwechseln. Jedoch liegt hier auch der Crux des Historienepos:
Die Massenschlachten sind zwar technisch
sehr sauber umgesetzt und können phasenweise auch das chaotische,
erschöpfende Gemetzel solcher Gefechte einfangen, sind aber insgesamt
viel zu kurz und können niemals die mitreißende Dynamik der
entsprechenden Szenen aus der Herr der Ringe-Trilogie, mit dem sich
Troja
natürlich messen muss, erreichen! Wenn die Kamera dann näher
an die Kämpfe herangeht, wackelt sie viel zu hektisch hin und her
und kann doch nicht verbergen, dass die meisten Schwerttreffer klar erkennbar
ins Leere gehen.
Grandios sind dagegen die Handvoll Zweikämpfe
- besonders Achilles gegen Hektor, ein Höhepunkt des Films -, die
mit ruhigem Auge, aber überaus packend und mit erträglichen neumodischen
Kampfmanövern inszeniert sind. Außerdem ist Troja recht
blutig, zumindest soviel, wie es dem Herrn der Ringe auch gut zu
Gesicht gestanden hätte.
Die Charakterszenen dagegen leiden viel
zu oft an dickem Pathos, das in pseudo-bedeutungsschwangerem Gefasel verpackt
ist. Auch derartiges kam beim Herrn der Ringe wesentlich trittfester
daher! Natürlich muss man berücksichtigen, dass hier überlebensgroße
klassische Helden aufeinandertreffen, jedoch sind diese dann doch so menschlich
gezeichnet, dass die bemängelten Dialoge ärgern.
Einen Teil könnte dazu aber auch
die deutsche Synchronisation beigetragen haben, die solche Faux pas begeht
wie die deutsche Diana Kruger (eigentlich Heidkrüger) sich selbst
sprechen zu lassen, was sie leider gar nicht beherrscht. Weit ärgerlicher
weil mit mehr Präsenz ist Brad Pitts Stimme, die doch gar die von
Nick Cage ist! Somit kennt der mächtige Achill nur Tonfall "weinerlich"
und "hart/cool", was gelinde gesagt nicht so toll wirkt. Die Besetzung
des Films an sich ist dagegen sehr hochklassig; viele (angehende) Hollywood-Stars
inkl. zweier HdR-Veteranen (Orlando "Legolas" Bloom als Paris -
ewig Elb oder Milchbubi? - und Sean "Boromir" Bean als Odysseus). Aber
wenn diesem Cast halt unpassende deutsche Stimmen und Dialoge verpasst
werden, entsteht in den zahlreichen zwischenmenschlichen Szenen schnell
angenervte Langeweile, wodurch der Film dann schlussendlich niemals an
das andere moderne Kinoepos Herr der Ringe heranreicht (denn mit
diesem und nicht etwa mit Genrekollege Gladiator muss er sich messen).
Schade, aber insgesamt nur solide Unterhaltung mit massig Aufwand.
PS: Unpassenderweise wurde der Film im
hiesigen Ufa-Kino mit einer 20-Minuten-Pause abgestraft... |
3/5
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