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Troja
<Last Update: 24.05.2004>
 
Troja
Troy
USA 2004
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: David Benioff
Darsteller: Brad Pitt, Eric Bana, Orlando Bloom, Diana Kruger, Peter O'Toole, Brian Cox, Sean Bean u.a.

Länge: 161 min.
Altersfreigabe: ?


Prinz verliebt sich in die Frau des Herrschers, mit dem gerade Frieden geschlossen wurde, und setzt sich mit ihr ins heimische Troja ab. Der geprellte Ehemann entfesselt einen gigantischen Krieg gegen die noch nie eingenommene Festungsstadt...

Ralf:
Eigentlich ist eine Inhaltsangabe recht obsolet, da zumindest die Kerninhalte von Homers "Ilias" wohl jedem bekannt sein dürften. In Wolfgang Petersens Kinoadaption finden sich dann neben  Detailänderungen nur drei große Unterschiede zur klassischen Vorlage: 
Erstens kommen einige Protagonisten, die im Film sterben/überleben, in der Sage mit dem Leben davon bzw. um, zweitens greifen die Götter nicht sichtbar in die Geschehnisse ein und drittens wird die zehnjährige Belagerung der mächtigen Stadt auf lächerliche zwei Wochen zusammengeschrumpft, wovon auch nur an knapp drei Tagen gekämpft wird...
Der Film selbst besticht vor allem durch Schlacht- und Charakterszenen, die sich schön gleichmäßig abwechseln. Jedoch liegt hier auch der Crux des Historienepos:
Die Massenschlachten sind zwar technisch sehr sauber umgesetzt und können phasenweise auch das chaotische, erschöpfende Gemetzel solcher Gefechte einfangen, sind aber insgesamt viel zu kurz und können niemals die mitreißende Dynamik der entsprechenden Szenen aus der Herr der Ringe-Trilogie, mit dem sich Troja natürlich messen muss, erreichen! Wenn die Kamera dann näher an die Kämpfe herangeht, wackelt sie viel zu hektisch hin und her und kann doch nicht verbergen, dass die meisten Schwerttreffer klar erkennbar ins Leere gehen. 
Grandios sind dagegen die Handvoll Zweikämpfe - besonders Achilles gegen Hektor, ein Höhepunkt des Films -, die mit ruhigem Auge, aber überaus packend und mit erträglichen neumodischen Kampfmanövern inszeniert sind. Außerdem ist Troja recht blutig, zumindest soviel, wie es dem Herrn der Ringe auch gut zu Gesicht gestanden hätte. 
Die Charakterszenen dagegen leiden viel zu oft an dickem Pathos, das in pseudo-bedeutungsschwangerem Gefasel verpackt ist. Auch derartiges kam beim Herrn der Ringe wesentlich trittfester daher! Natürlich muss man berücksichtigen, dass hier überlebensgroße klassische Helden aufeinandertreffen, jedoch sind diese dann doch so menschlich gezeichnet, dass die bemängelten Dialoge ärgern. 
Einen Teil könnte dazu aber auch die deutsche Synchronisation beigetragen haben, die solche Faux pas begeht wie die deutsche Diana Kruger (eigentlich Heidkrüger) sich selbst sprechen zu lassen, was sie leider gar nicht beherrscht. Weit ärgerlicher weil mit mehr Präsenz ist Brad Pitts Stimme, die doch gar die von Nick Cage ist! Somit kennt der mächtige Achill nur Tonfall "weinerlich" und "hart/cool", was gelinde gesagt nicht so toll wirkt. Die Besetzung des Films an sich ist dagegen sehr hochklassig; viele (angehende) Hollywood-Stars inkl. zweier HdR-Veteranen (Orlando "Legolas" Bloom als Paris - ewig Elb oder Milchbubi? - und Sean "Boromir" Bean als Odysseus). Aber wenn diesem Cast halt unpassende deutsche Stimmen und Dialoge verpasst werden, entsteht in den zahlreichen zwischenmenschlichen Szenen schnell angenervte Langeweile, wodurch der Film dann schlussendlich niemals an das andere moderne Kinoepos Herr der Ringe heranreicht (denn mit diesem und nicht etwa mit Genrekollege Gladiator muss er sich messen). Schade, aber insgesamt nur solide Unterhaltung mit massig Aufwand.

PS: Unpassenderweise wurde der Film im hiesigen Ufa-Kino mit einer 20-Minuten-Pause abgestraft...

3/5

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