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Aus Rache für den Tod
ihres Sohnes lässt eine Gangsterfamilie alle Angehörigen eines
Polizisten umbringen. Dieser überlebt und schwört blutige Rache...
Ralf:
Und wieder mal eine Marvel-Comic-Verfilmung!
Bisher war keine der zahlreichen Leinwandadaptionen seit X-Men misslungen,
jedoch tritt jetzt ein "Superheld" in Aktion, der zum einen gar keine übernatürlichen
Kräfte besitzt und zum anderen der düsterste Streiter auf Seiten
der "guten" Mutanten ist. Denn wie der Name "Punisher" schon andeutet,
ist er brutaler Vollstrecker, der mit Waffengewalt blutig Selbstjustiz
unter den Schurken übt.
Und überraschenderweise hat sich
dieser nicht unumstrittene Grundton auch in den Film gerettet... Zu Beginn
ist alles in Ordnung und besonders die noch heile Welt des zukünftigen
Bestrafers wird in sprichwörtlich zweidimensionalen Bildern gezeigt.
Als dann seine Familie erbarmungslos augelöscht wird, schaltet sowohl
der Protagonist als auch der ganze Film auf "finster" um.
Jedoch dauert ein sehr lange, bis der
Punisher es denn tatsächlich krachen lässt, da er neben schlicht
physischer Bestrafung auch eine feinsinnigere Strategie verfolgt. So hetzt
aber erst einmal der Gangsterboss einen Killer nach dem anderen auf den
Punisher, was dann in grandios grotesken Szenen mündet:
Ein Mariachi-Desperado trägt erst
persönlich ein Trauerlied vor, bevor es kurze Zeit später zur
Sache geht, ein anderer ist ein brutaler Schläger mit Ähnlichkeit
zum Sowjet-Boxer Ivan Drago, damals in Rocky IV gespielt vom Dolph
Lundgren, der 1989 selbst den Punisher (IMDb)
mimte.
Erst sehr spät und dann auch beinahe
zu kurz kommt es zu harter Shoot-out-Action. Generell lässt sich sagen,
dass der Film ähnlich der Comicvorlage im Geiste der 80er daherkommt
- echter Krawall, echte Explosionen, echte Crashs und kein sichtbarer CGI-Einsatz!
Ein buntes SFX-Spektakel wie in den bisherigen Marvel-Filmen darf man deshalb
nicht erwarten. Dafür gibt es einige ziemlich grimmige und harte Gewaltszenen,
die auch den eigentlichen Helden keinesfalls als Saubermann dastehen lassen.
Leider hat die deutsche Filmzensur in
solchen Szenen unbarmherzig zugeschlagen und mit einer selten gesehenen
Stümperhaftigkeit der Schere freien Lauf gelassen, was viele der betroffenen
Filmstellen tatsächlich völlig ruiniert. Und dabei hat The
Punisher schon gar keine Jugendfreigabe erhalten. Völlig unverzeihlich,
besonders weil seit einigen Jahren unzählige Machwerke teilweise erstmals
ungeschnitten in Deutschland auf DVD erscheinen!
Den Punisher spielt Tom Jane, der die
Mimik und den Gesichtsausdruck eines Christopher Lambert beängstigend
real imitiert. Der Gangsterboss in Gestalt John Travoltas bleibt eher farblos
bzw. wirkt nie wirklich böse, was aber auch so gedacht sein könnte,
da die Grenzen zwischen Gut und Böse hier eh verschwimmen. Gestört
haben die Nachbarn, die zwar aus den späteren Comics herkommen, aber
mit viel zu viel auflockernd intendiertem Slapstick in "bester" Bulk- und
Skull-Manier ;-) schlicht nerven, besonders da der Film eher nur phasenweise
wirklich düster und nihilistisch ist.
Insgesamt ist The Punisher überraschend
bitter geworden und knallt dem Zuschauer auch ordentlich eine rein, bleibt
jedoch trotzdem hinter seinen Möglichkeiten und startet zu spät
durch.
(Die Kürzungen in der deutschen Fassung
sind natürlich indiskutabel und bescheren dem Film beinahe nur 3/5!) |
4/5
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