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The Formless One:
Man muss vorweg anmerken, dass es in den
letzten Jahren (so ca. seit Scream) doch wieder recht ruhig um das
Slasher-Genre – sogar das Horror-Genre allgemein – geworden ist. Lichtblicke
wie Ghostship oder The Ring [natürlich
das japanische Original! -Ralf] schafften es dennoch nicht, den
Zuschauer für längere Zeit zu bannen. [Dann war's
doch der US-Ring. -Ralf]
Jason X konnte die Fans zwar mitreißen,
da man natürlich nach zehn Jahren Abstinenz unbedingt wissen wollte,
wie es dem Slasher vom Crystal Lake ergangen ist, doch auch der zehnte
Teil der Friday-Reihe war nicht so beeindruckend, als dass man hätte
zittrige Hände haben müssen, was nicht heißen soll, er
wäre kein guter Slasher-Film gewesen.
Um Fred Krueger ist es in den 90er Jahren
auch sehr still geworden, so dass viele Fans schon glaubten, sie würden
überhaupt keinen Film mehr mit ihrem Liebling aus der Elm Street zu
sehen bekommen. Die Gerüchte nach dem neunten Teil der Jason-Reihe,
Jason
goes to Hell, gingen weiter. Wir erinnern uns:
Damals wurde Jason von mehreren Händen
in die Hölle gezogen, wobei er seine Maske verlor. Diese konnte man
dann im Sand liegen sehen, als urplötzlich Kruegers Krallenhandschuh
auftauchte und diese unter hitzigem Gelache nach unten zog.
Das gab Anlass zu Diskussionen und verschiedensten
Spekulationen, wie die beiden wohl aufeinandertreffen würden und in
welcher Verbindung sie stehen.
Nach elf Jahren des Wartens, nach Dutzenden
verschiedener Drehbücher, nach endlosem Hin und Her über Freddy-Darsteller
Robert Englund und Jason-Darsteller Kane Hodder ist es jetzt endlich so
weit!
Im kleinen Nest Springwood erinnert sich
niemand mehr an den einstigen Schrecken und Kindermörder Fred Krueger.
All diejenigen, die mit ihm in Kontakt traten, wurden in eine Nervenanstalt
eingeliefert und dort mit Drogen zur Traumunterdrückung behandelt.
In sämtlichen Archivzeitungen ist
kein Freddy mehr auszumachen, da sein Name aus allen per Schwarzbalken
entfernt wurde.
Herr Krueger ist seitdem in seiner Welt
gefangen, da es niemanden mehr gibt, der sich an ihn erinnert, er aber
nur durch die Angst der Menschen vor ihm existieren kann. So ist er nun
gezwungen, kraftlos in seiner persönlichen Hölle zu sitzen.
Allerdings hast er einen Plan, denn es
müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht doch noch jemanden
gäbe, der seinen Namen kennt. Und tatsächlich, es gibt noch ein
Kind, das sehr wohl von Freddy gehört hat, das Kind im Männerkörper:
Jason Voorhees.
Freddy macht sich sehr bald auf, Jason
in dessen Träumen in Gestalt seiner Mutter Pamela Voorhees anzuweisen,
er solle doch zur Elm Street gehen, da dort die Kinder am ungezogensten
seien.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf, denn
Jason landet beim altbekannten Haus in der Elm Street und beginnt sofort
Teenager abzumetzeln.
Durch die Morde beginnen mehrere Kinder
oder eher Teenager sich wieder an Freddy zu erinnern, was seine Macht schürt.
Doch gerade, als er zum ersten Vernichtungsschlag ansetzen will, also nach
langer Zeit sein erstes Opfer genießen möchte, gibt es da jemanden,
der ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Denn Jason hält nichts
davon mit den Opfern zu spielen, er bringt sie lieber sofort um, was natürlich
Freddy überhaupt nicht passt.
Die beiden geraten aneinander... im ultimativen
Showdown!!!
Was sich nach einer gut ausgetüftelten
Story für einen Slasher anhört, entpuppt sich als einer der besten
Horrorfilme der letzten Jahre.
Die Umsetzungen sowohl der Story als auch
der Slash-/Splatter-Effekte sind sehr gut gelungen.
Man kann den Ausschweifungen Fred Kruegers
gut folgen und seine Sprüche sind oftmals sehr der Situation angepasst,
wenn auch mehr als einmal sarkastisch bis ins letzte bischen.
Jason bleibt da eher wortkarg, wie wir
ihn kennen und "lieben". Außerdem hat er einen der besten Morde der
letzten Jahrzehnte – die Bettszene!
Was dem Fan besonders gefallen dürfte,
ist, dass die Hintergründe beider Personen genauer beleuchtet werden.
So gibt es sowohl einen Rückblick auf Fred als auch auf Jason, wie
sie zu dem wurden, was sie heute sind und noch genauere Ausschmückungen
ihrer Vergangenheit.
Die Kampfszenen der beiden sind absolut
göttlich! Während Jason sich als absoluter Brawler entpuppt,
muss man auf der anderen Seite Freddy zugestehen, dass er sehr agil ist,
was wohl auch ein Verdienst von Regisseur Ronny Yu ist.
Während Freddy es also schafft, durch
Jasons langsamen Kampfstil gleich mehrere Schläge anzusetzen, ist
Jason in diesem Moment eher eingeschränkt. Dennoch hat er, wenn er
Freddy einmal trifft, sehr große Auswirkungen, was heißt, das
Fred mindestens 30 Meter davonfliegt.
Sowohl in der Traumwelt als auch in der
Real World wissen die beiden den Langzeit-Fan bestens zu unterhalten. Man
mag jetzt vermuten, dass Freddy den Humorpart des Films übernimmt,
da er natürlich derjenige ist, der das "Micwork" übernimmt, doch
durch überaus schwarzen Humor und fieses Slashing bekommt Jason einen
ähnlich hohen Humoranteil ab.
Hierbei muss man allerdings erwähnen,
dass diese Lacher in keiner Weise aufgesetzt wirken, sondern einfach nur
schwarzer Humor par excellence bieten. Ein Film, der sich nicht auf Zwang
auf die Schippe nehmen will à la Terminator
3.
Dem Jason-Fan wird allerdings auffallen
(oder auch nicht), dass Jason nicht mehr von der Ikone seit dem siebten
Teil, Kane Hodder, gespielt wird. Angeblich habe Hodder ein zu horrendes
Honorar verlangt, so dass seine Forderung kurzerhand gegen ihn verwendet
und ein neuer Schauspieler engagiert wurde [Hodder soll auch
im direkten Vergleich zu Englund einfach zu klein gewesen sein. -Ralf].
Aber auch Ken Kirzinger ist in der Rolle
des Jason sehr gut, und es nimmt dem Film kein Fünkchen an Stil, dass
Hodder die Rolle nicht mehr spielt. (Man hat in ja eh nie gesehen!)
Freddy hat in dem Film insgesamt allerdings
nur drei Morde, während Jason ca. sechs mal so viele aufweisen kann,
was vielleicht einige Freddy-Fans verstimmen mag, aber er macht es durch
seine netten Zoten leicht wieder wett.
Erwähnen muss man auch noch, dass
die Wasserphobie Jasons nochmals aufgebaut wird, wobei man sich natürlich
wieder wundert, warum er dann in Teil 7 beispielsweise kein Problem damit
hatte, Teenies unter Wasser zu ziehen.
Ebenso wird im Film angemerkt, dass Jason
im Jahre 1975 verstorben wäre, die Mutter ist laut Teil 4 aber erst
1979 ihres Kopfes entledigt worden. Heißt das nun, dass sie erst
vier Jahre nach dem Tod ihres Sohnes durchdrehte?!
Aber Ihr seht sicher schon, dies sind
nur Spitzfindigkeiten der Fans (oder eines Fans?!), da man außerdem
immer die Regiefreiheit beachten muss und dort auch oftmals abgewägt
wurde, welche Teile nun wirklich essentiell waren und welche als nicht
würdige Fortsetzungen empfunden und daher außenvorgelassen wurden.
Für Jason-Fans wie mich, aber auch
für Krueger-Fans ist dieser Film ganz klar ein Muss und wird in den
Rankings sicher ganz nach oben kommen.
Aber auch Newcomer im Genre dürften
von diesem Film nicht enttäuscht werden. Er macht Lust auf mehr und
es wird mit Sicherheit eine Fortsetzung kommen (den Gerüchten nach
vielleicht sogar mit Ash aus der Evil Dead-Trilogie?! [Inwischen
dementiert. -Ralf])
Sollte der Film in den USA extrem gut
einschlagen, dann wird es auch einen neuen Nightmare on Elm Street
über Freddy's Vergangenheit geben.
Wenn jemand also einen Slasher mit bösem
Humor sehen will, einer gehörigen Portion Slashing und natürlich
zwei der Horror-Ikonen der letzten Jahrzehnte, dann ist er hier genau richtig!
P.S.: Um noch ein Gerücht zu eliminieren:
Die Mutter Jasons wird bei Freddy vs. Jason nicht von Betsy Palmer
(Friday 13th) gespielt, sondern von Paula Shaw, die beiden sehen
sich aber dennoch, wenn man die Jahre bedenkt, sehr ähnlich.
P.P.S.: Zum Glück stirbt Kelly Rowland!!!
[Diese Rezension erschien
ursprünglich im MOONSAULT.de CyBoard.] |
5/5
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