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Hybrid Heaven
<Last Update: 30.06.2003>

Test:
 
Hybrid Heaven [N64]
Entwickler: KCE Osaka
Hersteller: Konami
Jahr: 1999
Version: dt. Software (engl. Sprache) mit dt. Anleitung
Alter: ELSPA: 11+ | S.D.E.D.L.D.L.: 16
1-2 Spieler Controller Pak Rumble Pak Expansion Pak
Expansion Pak: HiRes-Modus (Letterbox, Normal) 
Controller Pak: 53 Seiten (4 Spielstände)
3 Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch)
3 Schwierigkeitsgrade (Normal, Schwer, Ultimativ)
 6/10

[ Story ] [ Spielelemente ] [ Bedienung ] [ Mehrspieler ] [ Präsentation ] [ Spielverlauf ] [ Fazit ]
 
Story
Hybrid Heaven wirft den Spieler zu Beginn erst einmal ins kalte Wasser: Man erfährt im Intro, dass ein gewisser Johnny, offensichtlich der Spielercharakter, am 20.12.2000 den US-Präsidenten in New York City "austauschen" soll, damit "die Invasion" gefahrlos über die Bühne gehen kann. Doch kurz darauf wird Johnny von Diaz, einem blonden Großstadtindianer, von dem er eigentlich Ausrüstung und Waffen erhalten sollte, erschossen - Johnny's Körper löst sich rückstandslos und der Spieler steuert plötzlich Diaz!
Bis diese Vorgänge aufgelöst und die Pläne der Invasoren offengelegt werden, vergehen erst einmal ein paar Spielstunden. 
Grob umschnitten geht es um eine Invasion von Hybriden, genetisch verbesserte Klone, die ihre menschlichen Originale ersetzen. Das Hauptquartier der Invasoren, in welchem Kampfroboter, Mutanten und eben die Hybriden erschaffen werden, befindet sich tief unter der Erde in einem gigantischen Komplex, der wiederum auf einem außerirdischen Raumschiff erbaut wurde. 
Die Aufgabe des Spielers ist somit klar. Die Aliens aufhalten, ihre Geheimbasis zerstören und an die Oberfläche zurückkehren. Kurz gesagt, die Welt retten und überleben.

Spielelemente
Hybrid Heaven ist ein neuartiger Genremix aus Action, Jump&Run, Rollenspiel und Wrestling. Ja, richtig gelesen, im innovativen Kampfsystem spielt das umstrittene "Sports Entertainment" eine große Rolle. Eigentlich sind die zahlreichen Kämpfe sogar der Hauptbestandteil des Spiels. 
KAMPF: Sobald man einen Mutanten, Kampfroboter oder Hybriden sichtet, bleiben einem nur wenige Sekunden, sich der drohenden Auseinandersetzung durch einfaches Weglaufen in den nächsten Raum etc. zu entziehen. Wenn der Gegner jedoch erst einmal herangekommen ist, heisst es "Fight!" und es wird in den speziellen Kampfmodus umgeschaltet. 
Hier umkreisen sich die Kontrahenten in Echtzeit und man kann sich relativ frei im Kampfgebiet bewegen. Möchte man angreifen, kann man den Gegner entweder versuchen zu greifen (R) oder drückt einfach B - dabei ist das Timing sehr wichtig, da man auch ins Leere greifen/schlagen/treten kann. Jetzt wird das Spiel eingefroren und man sucht sich in aller Ruhe den Schlag oder Tritt aus, den man ausführen möchte (es wird in linker und rechter Arm bzw. Bein unterschieden). Danach wird die ausgewählte Attacke in Echtzeit ausgeführt. Wenn man einen Gegner gegriffen hat, kommt man nach einem automatischen Stärkemessen ebenfalls in solch ein Auswahlmenü - wenn man denn der Stärkere ist -, und sucht sich in Ruhe den passenden Wrestling-Wurf aus!
Zusätzliche Feinheiten gibt es in Form des Stamina-Balkens, der für erfolgreiche Griffe wichtig ist und durch Herumlaufen und ausgeführte Griffe und Würfe abnimmt, und des fünffach aufladbaren Power-Balkens, der natürlich für die Angriffsstärke als auch für die frei editierbaren Combos (Angriffe alle hintereinander) wichtig ist. 
Wird man selbst angegriffen oder erfolgreich gegriffen, kann man sich für Abwehren, Entkommen oder Kontern entscheiden. Während aber die beiden ersten Möglichkeiten zumindest bei normalen Angriffen oft funktionieren, führen Konterversuche so gut wie niemals zum Erfolg.
Ansonsten kann man noch die seltenen Spezialpistolen einsetzen, sich heilen oder für diesen Kampf sich in verschiedenen Attributen stärken oder den Gegner schwächen. Bei den Griffen wird noch zwischen Front-, Rücken- und K.O.-Griffe unterschieden (der Gegner und man selbst könnenn durch starke Angriffe auch bewusstlos zu Boden gehen oder gar zeitlich begrenzte "Verkrüppelungen" an verschiedenen Körperteilen erleiden).
Nach einem erfolgreichen Kampf bekommt man eine Auswertung, und wenn man das beste Ranking, das merkwürdigerweise "SS" heisst, erreicht, werden verschiedene Charakterattribute automatisch gesteigert. Der Charakter wird somit rollenspiel-typisch stärker, schneller, widerstandsfähiger etc. Welche Attribute das sind und um wie viele Punkte diese ansteigen, kann man sich jedoch nicht aussuchen, sondern geschieht automatisch. 
Neue Schläge, Tritte oder Griffe erlernt man, wenn der Gegner sie erfolgreich am Spielercharakter anwen- den konnte. Auch hier ist ein "SS"-Ranking Voraussetzung, aber eine Lerngarantie gibt es trotzdem nicht. 
Insgesamt ist das Kampfsystem erfrischend anders, wirkt durchdacht und lässt sich auch gut steuern. Jedoch kann nicht verhindert werden, dass sich im späteren Spielverlauf eine langweilende Routine einschleicht...
SCHLÜSSEL: Ein weiteres wichtiges Spielelement sind die speziellen Codetüren, die die verschiedenen Abschnitte des unterirdischen Komplexes voneinander trennen. Der Spieler besitzt gleich zu Spielbeginn einen Codeschlüssel. Der Schlüssel gilt aber nur für die nächste Codetür! Um die Zugangsberechtigungen für alle späteren Türen zu erlangen, muss man den jeweiligen Codewandler finden, der den Codeschlüssel "erneuert", also um den benötigten Türcode erweitert. Faktisch bedeutet dies, dass es auf einer Korridorkreuzung links zur Codetür geht, rechts aber zum Codewandler, wo noch Gegner lauern...
ENERGIEGITTER: Der Spieler wird oft auf verschiedenfarbige Energiegitter stoßen. Diese kann man nur deaktivieren, in dem man den passenden Schalter mit dem Diffusor zerstört. Diese Standardwaffe hat man ebenfalls schon zu Spielbeginn und kann auch zum Ausschalten von kleinen Wachrobotern oder Fallen eingesetzt werden. Munition benötigt die Waffe nicht, aber ihre Reichweite ist begrenzt.
LIFE STATIONS: An diesen Maschinen kann man den Spielstand sichern. Gleichzeitig wird der Charakter hier immer vollständig geheilt. Übersehen kann man eine Life Station eigentlich nicht, dazu sind sie meistens zu selten.
Der Rest: Hin und wieder gibt es auch kleinere Sprung- und Kletterpassagen und Kriechabschnitte. Zu tief fallen kann man nicht, außer man stürzt ins Abgründe, und im Kriechen ist schießen nicht möglich.

Bedienung
Die Knopfbelegung ist durchdacht und macht einem das Spiel nicht unnötig schwer. Auch lässt sich die Spielfigur recht exakt bewegen. Von den drei Möglichkeiten, sich umzuschauen, benutzt man aber nur die Ego-Perspektive.

Mehrspieler
Mann kann seine Charaktere aus dem Einzelspielermodus laden und gegeneinander antreten. Das ist zwar ganz nett, aber so richtig genutzt habe ich den Modus nie.

Präsentation
GRAFIK: Ein ganz klarer Schwachpunkt von Hybrid Heaven! Beinahe die gesamte Spielwelt besteht aus absolut kahlen, nutzlosen Räumen, die zudem noch mit niedrig aufgelösten, langweiligen Texturen "verschönt" werden. Nur selten gelangt man in architektonisch interessante Gebiete oder bekommt abwechslungsreiche Texturen zu Gesicht. Die Farbgebung variiert die meiste Zeit zwischen Grau und Rot-Braun. Über all dem liegt eine N64-typische Unschärfe, aber dafür wird man fast immer von dicken Nebelwänden verschont. 
Im optionalen HiRes-Modus ist die Grafik sichtbar schärfer, dafür ruckeln sowohl das Spielgeschehen als auch die Echtzeit-Zwischensequenzen deutlich.
Die Figuren sind recht gut designt (besonders einige nicht-menschliche Gegner), leiden aber an niedriger Texturschärfe, geringer Polygonzahl und vor allem an Clippingfehlern: Polygonüberschneidungen sind allgegenwärtig. Der Spielercharakter  ist übrigens die hässlichste Figur im Spiel!
Die Animationen sind durchschnittlich, besonders in Zwischensequenzen wirken sie hölzern und unrealistisch. Die Übergänge zwischen einzelnen Animationen sind nicht sehr flüssig.
Die Zwischensequenzen sind gut und packend inszeniert, leiden aber an den technischen Mängeln.
MUSIK: Die Musik passt gut zum Geschehen, wobei besonders die dramatischen Stücke hervorzuheben sind. Nur selten nervt die Musik, dann aber richtig.
SOUND: Die Soundeffekte sind keine Weltklasse, aber annehmbar. Leider gibt es nicht besonders viele. Im Intro und in der Endsequenz gibt es recht viel englische Sprachausgabe mit Untertiteln von guter technischer Qualität; die Sprecher sind jedoch unterschiedlich talentiert. Bei den Untertiteln bzw. bei der Sprache scheint es übrigens einen Fehler im Spiel zu geben: Ich habe zu Spielbeginn Deutsch gewählt, aber nach dem ersten Speichern wurde automatisch wieder auf Englisch umgeschaltet - und im Spiel selbst kann man die Sprache nicht mehr verändern (Die Übersetzung ist aber akzeptabel). Im Spiel gibt es spärliche Sprachausgabe im Kampf, die aber in Ordnung geht.

Spielverlauf
Nach dem spannenden Beginn ist die Motivation hoch, die Geheimnisse um den unterirdischen Komplex und den Spielercharakter ("Verdammt, wer bin ich!?") zu lüften. Sobald ich die wichtigsten Spielelemente verstanden habe, will ich natürlich meinen Kämpen hochzüchten, auch wenn er am Anfang noch nix drauf hat. Dafür lerne ich schnell neue Angriffe.
Nach circa fünf Stunden beginne ich, die Invasion im vollen Umfang zu verstehen. Die Kämpfe werden fordernder, aber auch durch neue Bewegungen interessanter.
Ungefähr nach zehn Stunden kommt der Spielspaßeinbruch! Ich latsche durch diese riesigen öden Areale, von Story ist so gut wie nichts zu sehen, die Monster kommen zuhauf und lassen sich größtenteils gar nicht mehr greifen. Dadurch fällt der Wrestlingaspekt weg und ich umrunde nur noch meinen Gegner, um meine Fünffach-Combos einzusetzen. Und die Life Stations sind meilenweit voneinander getrennt. Das macht keinen Spaß!
Nach mehr als 15 Stunden bemerke ich die Vorwehen des Showdowns. Die Story-Elemente und Zwischensequenzen werden zahlreicher, die Life Stations sind jetzt geradezu inflationär verteilt und mein Spielercharakter ist mächtig - wie seine Gegner.
Ich schlage mich mit einem Hauptgegner nach dem anderen, aber all die Items, die ich gespart habe, machen die Kämpfe zu keiner Herausforderung. Gegen Ende gibt es noch ein paar Überraschungen und dann folgt nach circa 20 Stunden der ordentliche Abspann. Ich bekomme eine Statistik angezeigt und darf abschließend noch einmal speichern. Die erzählte Zeit im Spiel beträgt übrigens sechs Tage.

Fazit
Potential eindeutig verschenkt! So viele gute und auch neue Ideen, die leider in diesem letztendlich doch ein wenig unausgewogenen Genremix untergehen.
Dabei ist die Story komplex und recht spannend aufbereitet, die verschiedenen Charaktere sind einzigartig und nicht nur eindimensionales Kanonenfutter (das sind die Mutanten und Roboter). Leider wird das alles verheizt, weil die Geschichte einfach zu selten in den Vordergrund tritt. Das ist das große Problem des Spiels, denn alles ist auf das Spiel- bzw. Kampfsystem ausgerichtet. 
Mit  mit dem Leveldesign verhält es sich genauso: Eine Logik ist in dem unterirdischen Komplex nicht zu erkennen. Diese unzähligen leeren Räume und Korridore, diese unmotivierten Schalterrätsel. Wieso kämpfe ich mich durch dutzende gegnerverseuchte Räume und komme dann ganz plötzlich in einen wichtigen Raum, in dem sich zufällig meine Hybridengegenspieler aufhalten? Im ganzen Spiel wird meines Wissens nach nicht erwähnt, dass die Mutanten ihre Erschaffer nicht angreifen, und so viele Geheimgänge kann es gar nicht geben...
So kämpfe ich und kämpfe ich und muss erkennen, dass das System zwar gut ist, aber nicht 20 Stunden bei Laune halten kann. Ich wollte das Spiel nach circa drei Fünfteln nur noch durchspielen, damit ich es endlich aus meinem Modulschacht verbannen kann. Das furiose Finale wiegt einfach zu wenig auf. Schade!

-Ralf-

Bewertungen:
big.N:
78% (10/99)
Man!ac
58% (?/99)
N-Zone:
85% (10/99)
neXt Level: 85% (11-12/99)
Total!
2+ (10/99)
Bewertungen englischsprachiger Online-Magazine auf Game Rankings.

Lösungen:


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