20.04.04
// Ohne Factor 5 und Silicon Knights: Nintendo am Ende?
Letzte Woche
kam's dicke für Nintendo-Fans: Der bisher Nintendo-exklusive Entwickler
Factor 5 kündigte den Support für den GameCube auf, am Tag danach
wurde gemeldet, dass Silicon Knights nicht mehr ausschließlich für
Nintendo Spiele machen werden.
Ist das der
Todesstoß für Nintendo?
In der Tat
geht es dem Cube im Moment alles andere als bestens! Nach Nintendos Götterdämmerung
mit dem N64 schien mit dem GameCube zunächst alles wieder etwas besser
zu werden. Natürlich würde man Sony nicht vom Thron stoßen
können, aber einen guter zweiter Platz vor dem neuen Mitbewerber Microsoft
(Xbox) schien möglich. Jedoch waren die vielen teils lieblos und verspätet
umgesetzten Multiformatspiele der Third-Party-Hersteller auf GameCube im
Vergleich zu den beiden anderen Konsolen zumeist am wenigsten erfolgreich.
Dazu kam das typische "Kiddy"-Image Nintendos, wenige und oft gar nicht
mal so gute Exklusivtitel von Third-Partys und auch der technisch zweite
Platz im Konsolenvergleich: Die meisten Spiele sind für den technisch
schwächsten Marktführer PlayStation 2 optimiert, dann gibt es
oft noch eine verbesserte Version für die Xbox. Der GameCube bekam
selten eine Fassung, die der Konsole würdig war. Also hielten sich
die Fans gewohnheitsmäßig an die starken Nintendo-Spiele, auch
wenn diese selten an die konkurrenzlose Genialität vergangener Tage
anschließen konnten. Die Third-Party-Titel blieben in den Regalen
liegen, einige große Handelsketten reagierten viel zu früh mit
panischen Ausverkäufen oder nahmen gar den Cube aus dem Programm.
Natürlich war auch Nintendos Handlungsweise nicht tadellos: Anstatt
mit Nachdruck exklusive Entwickler anzuwerben (besonders für "erwachsene"
Software), verfolgte man das "Connectivity"-Konzept, das eher als Spielerei
anzusehen ist und mehr an Geldmacherei erinnerte. Der Höhepunkt war
das seit Jahren erste Final Fantasy-Spiel für eine stationäre
Nintendo-Konsole, Crystal Chronicles, dass zu einem simplen Action-Adventure
mit starker Fixierung auf den Multiplayer-Modus mutierte. Unwitzigerweise
wurde der Einsatz von Nintendos Geldmaschine, dem Game Boy Advance, vorausgesetzt!
Weiterhin ist Online-Gaming kein Thema für Nintendo, und Sprüche
à la "Spieler wollen keine Supergrafik" sind aus Marketingsicht
auch nicht besonders clever.
Folglich beendeten
einige namhafte Hersteller die Software-Entwicklung für den Cube und
auch viele angekündigte Spiele erscheinen hauptsächlich für
PS2 und/oder Xbox. Und selbst Nintendo steht im Moment ohne große
Software da, nur in der Ferne gibt es vage Ankündigungen für
ein neues Super Mario,
The Legend of Zelda, Metroid Prime
und Capcoms Resident Evil 4. Besonders letzterer Entwickler bekennt
sich beinahe als einziger noch ausdrücklich zum Cube, auch wenn viele
ursprünglich exklusive GC-Spiele mittlerweile auch für die PS2
angekündigt wurden (Viewtiful Joe, Viewtiful Joe 2,
Killer
7).
Und in diese
ungewisse Situation - im nächsten Jahr wird auch Nintendos Handheld-Vormachtstellung
durch Sonys PSP bedroht werden - platzten die Meldungen über Factor
5 und Silicon Knights.
Factor 5
wurde 1987 in Deutschland gegründet und schuf sich früh einen
sehr guten Ruf mit technisch herausragenden Spielen wie z.B. der Turrican-Reihe;
große Branchenpersönlichkeiten wie Firmenboss Julian Eggebrecht
und Soundguru Chris Huelsbeck gehören zum Team. In der 16bit-Ära
begann dann die fruchtbare Zusammenarbeit mit LucasArts, und 1996 siedelten
die F5-Mannen nach Kalifornien über. Schon für Nintendos SNES
hatte Factor 5 diverse Spiele entwickelt, aber erst mit dem N64 begann
die starke Zusammenarbeit mit Nintendo im Bereich Entwickler-Tools und
Hardware. 1998 wurde der erste Teil der bekannten Rogue Squadron-Reihe
konsolenexklusiv veröffentlicht und verdeutlichte Factor 5's technische
Ausnahmestellung. Seitdem blieb Factor 5 Nintendo erhalten und war auch
in die Konzeption des GameCube involviert. Ein weiteres, audiovisuell beeindruckendes
Rogue
Squadron-Spiel (Rogue Leader) erschien für GC.
2003 war jedoch
eine Wende abzusehen: Zum einen portierte Factor 5 das im Vorjahr für
GC angepasste DivX-Format auch für Xbox, zum anderen erschien der
dritte Rogue Squadron-Teil
Rebel Strike, der bis auf misslungene
Bodenmissionen keine Neuerungen brachte und insgesamt enttäuschte
- mittlerweile konnte man in fünf Spielen für N64 und GC den
Eisplaneten Hoth verteidigen... 2004 zeigte sich Factor 5 dann über
ein neues Entwicklersystem von Microsoft ("XNA") begeistert, bis dann schließlich
Eggebrechts Truppe erklärte, den GameCube nicht mehr zu unterstützen.
Jedoch konstatierte
Factor 5, dass generell mit der aktuelle Konsolengeneration abgeschlossen
würde, um sich voll und ganz auf die kommende Next Generation zu konzentrieren
- inkl. Nintendo. Dass Nintendo dann dort nicht mehr unterstützt wird,
ist somit ausgeschlossen, aber eine exklusive Partnerschaft wird es wahrscheinlich
nicht mehr geben. Man muss jedoch sehen, dass Factor 5 sich in den letzten
Jahren immer mehr zum Middleware-Hersteller entwickelte, während es
im Spieldesign keine Fortschritte gab. Ob Factor 5 überhaupt noch
die Fähigkeiten hat, z.B. den seit Äonen angekündigten Turrican-Nachfolger
Thornado
auch spielerisch hinzubekommen...? Solange Nintendo, die sich in technischer
Hinsicht ja eher zurücknehmen, von Factor 5's Knowhow profitieren
kann, ist alles in Ordnung.
Silicon
Knights ist ebenfalls ein traditionsreiches Unternehmen, auch wenn
es erst 1992/93 auf PC in Erscheinung trat. Geführt wird es seitdem
von Denis Dyack. Auch haben sie über die Jahre an viel weniger Titeln
als z.B. Factor 5 gearbeitet, aber immerhin die bekannte Blood Omen-/Legacy
of Kain-Reihe erschaffen. Schließlich werkelten sie in Nintendos
Auftrag an einem Survial-Horror-Game fürs sterbende N64, aber Eternal
Darkness wurde dann kurzerhand auf den GameCube überführt.
Der Anfang
2002 erschienene Titel war spielerisch sehr gelungen, verkaufte sich jedoch
nicht allzu gut. Danach hat Silicon Knights, inzwischen Second-Party-Entwickler
von Nintendo, nur noch das gerade vor wenigen Wochen gelaunchte Remake
des Konami-Kulthits
Metal Gear Solid, MGS: The Twin Snakes,
herausgebracht.
Und dann meldet
IGNcube am 13.04. einen Tag nach der Factor-5-Meldung, dass Silicon
Knights nicht mehr exklusiv für Nintendo arbeiten wird. Glaubwürdig?
Offizielle Statements fehlen bisher, IGN vermutete als Beweggründe:
Though
no official reason was given for the decision, IGNcube speculates that
the philosophies of the two companies did not mesh. Silicon Knights has
always been a very content-driven studio with strong beliefs in the elements
of game creation including story, artistry, sound, and technology. Nintendo
has recently downplayed the role of technology in game creation and has
been known to de-emphasize story, graphics and sound in favor of classic
play mechanics.
So wirklich nachvollziehbar
ist das nicht unbedingt, denn abgesehen von der Story haben sich Silicon
Knights' GC-Spiele bisher nicht wirklich von Nintendo-Titeln unterschieden,
sprich waren technisch im weitesten Sinne auch alles andere als herausragend
(eigentlich haben sie ja sogar nur "Altlasten" aufgemöbelt). Es könnte
höchstens sein, dass Nintendo Silicon Knights in zukünftige Projekte
reinreden wollte, und die Siliziumritter deshalb nach Fertigstellung von
MGS:
The Twin Snakes abgesprungen sind, was aber auch eher unwahrscheinlich
klingt, zumal Dennis Dyack immer wieder die tiefe Verbundenheit zu Nintendo
betont hat.
Sehr interessant
sind dazu Spekulationen, dass das alles ein gigantischer Werbegag ist (quasi
ein Eternal Darkness'scher "Sanity Effect"?), wie z.B. der User
"EatChildren" am 17.4. im Thread "Eternal Darkness 2 Marketing Tactic:
Reasons" in den IGN Boards sie äußerte:
As
your all probably well aware, rumors are circulating about the SK/GCN breakup
being just a Marketing Ploy for an announcement of Eternal Darkness
2. After going through information, heres what I have come up with:
1) Dennis Dyack
has stated the relationship between Nintendo and SK is/was very, very strong.
2) This announcment
was completely out of the blue. Not the SLIGHTEST warnings at all.
3) IGN are
the only people to have "offically" reported it. They are VERY close to
Dennis Dyack.
4) Planet
GameCube, also claiming to have contacted Dyack about this, posted
the news at 3:33pm.
5) This news
was announced April 13th. The E3 press conference ends May 13th.
6) Including
the day of the announcment (April 13th) and the day after the end of E3
(May 15th) you have a total of 33 days.
7) Dyack has
stated that if he hints towards there next game, ala MGS, it will
be in a much more tricky and sneaky method than he did last time, as people
will be prepared.
8) There has
still be NO official announcement. When Rare departed there Nintendo announced
it (including press release) the day we knew or the day after.
9) Dyack has
said there is much more to the Eternal Darkness story, and that
one day he would like to show it.
Just a quick
note to those in the dark: In the SK game Eternal Darkness the number
333 had a special, mysterious meaning to all the crazyness that was going
on.
Am scraping
the bottom of the barrel? Yes, definately. Is some of the stuff here pretty
far fetched? Obviously yes, it is.
But you can't
deny some of them seem "fishy". Notably the fact there has been NO proper
official announcement and that Planet GameCube posted the article at 3:33.
Einiges davon
klingt in der Tat einleuchtend, und bevor es kein offizielles Statement
von Nintendo gibt, heißt es abzuwarten.
Nintendo am
Ende? Sicher nicht!
UPDATE: Silicon Knights ist nicht mehr Second-Party-Entwickler;
Too
Human wurde zur E3 2005 für Xbox 360 angekündigt. |